Motive von Nachbarschaftsinitiativen

Was sind die Motive, Beweggründe und Ursachen für Menschen, sich an NI zu beteiligen? Was veranlasst Dritte (z.B. Öffentliche Verwaltung), solche NI ins Leben zu rufen oder fördern etc.?motive_neu

Auch wenn die beforschten Nachbarschaftsinitiativen sehr unterschiedlich arbeiten, haben sie gemeinsam, dass sie das Zusammenleben und die Lebensqualität fördern möchten und Brücken zwischen Menschen bauen wollen. Dahinter steht auch immer der Gedanke, Menschen dazu zu bringen, Verantwortung zu übernehmen und sich selbst einzubringen. So soll gleichberechtigtes Mitgestalten ermöglicht werden.
Eine Vision für das Büro der Nachbarschaften ist daher zum Beispiel, dass die BewohnerInnen die Strukturen selbst tragen und den Raum eigenständig nutzen. Auch die Stadtteilarbeit EggenLend setzt darauf, dass die BewohnerInnen selbst sehr viel beitragen und sieht sich eher als Begleiterin. Die Grätzelinitiative funktioniert ohnehin nur deswegen, weil sich Menschen aus dem Bezirk engagieren.

Die Gründe für das Engagement in einer Nachbarschaftsinitiative sind sehr unterschiedlich. Im Grätzltreff, wo die OrganisatorInnen gleichzeitig die BewohnerInnen sind, spielt die Verbesserung der eigenen Lebensqualität eine wichtige Rolle: Man will die Anonymität der Stadt aufbrechen, einen Ort schaffen, wo Kinder zusammen spielen und Menschen einander begegnen können. Außerdem wollten sie die leeren Räumlichkeiten des Margaretenbads nicht ungenutzt lassen und Lebendigkeit in den Bezirk bringen.
Das Büro der Nachbarschaften ist entstanden, weil verschiedene Zielgruppen und Initiativen den öffentlichen Raum nutzen wollten und Konfliktpotenzial vorhanden war. Deshalb bestand der Wunsch nach einem leicht zugänglichen Nachbarschaftstreffpunkt. Die Menschen, die jetzt in der Organisation beteiligt sind, tun dies einerseits aus Interesse an der Thematik, andererseits, um einen erfüllenden Job zu haben.
In der Stadtteilarbeit spielen die Freude an der Teamarbeit und der Spaß in der Gruppe eine wichtige Rolle bei der persönlichen Motivation. Gegründet wurde die Stadtteilarbeit, weil es im Gegensatz zu anderen Stadtteilen hier noch keine Nachbarschaftsinitiative gab und der Zeitpunkt passte, um Synergien zu bündeln und die Menschen im Stadtteil zusammenzubringen. Außerdem war es den IniatorInnen wichtig, EggenLend als Stadtteil sichtbar zu machen.

Alle drei Initiativen sind offen für jeden und jede, die sich beteiligen möchte, auch über die Bezirksgrenzen hinaus. Die Grätzelinitiative Margaretenbad sollte ursprünglich vor allem alleinstehende ältere Menschen ansprechen, was jedoch nicht ganz gelungen ist: Menschen aller Generationen nutzen den Grätzltreff, bei den Älteren sind es aber eher jene, die nicht alleine leben.
Im Büro der Nachbarschaften versucht man, verschiedene lokale Communities anzusprechen. In Zukunft sollen auch vermehrt Frauen mit Migrationshintergrund und Menschen über 50 eingebunden werden.
Die Stadtteilarbeit EggenLend hat keine spezielle Zielgruppe, möchte aber keine Einzelfälle behandeln, sondern nur gemeinschaftliche Probleme.

Ziele für die nahe Zukunft sind das Zuhausegefühl und damit das Verantwortungsbewusstsein zu stärken.
Im Büro der Nachbarschaften bedeutet das zum Beispiel, das gemeinsame Abendessen mit einer Aktivität wie etwa einer Filmvorführung zu verbinden oder Workshops anzubieten. Weitere Ziele sind es, den Bezirksrat und das Thema Sicherheit aufzugreifen.
Konkrete Ziele der Grätzelinitiative Margaretenbad sind zum Beispiel die Restaurierung des Margaretenbads, ein Ferienstraßenfest und eine Vorgartenausstellung in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund.
Die Stadtteilarbeit EggenLend hat dieses Jahr eine Siedlungsbetreuung übernommen; außerdem sind wieder eine Zusammenarbeit mit Interact und das alljährliche Stadtteilfest geplant.

Alle drei Initiativen werden von der Stadt Graz unterstützt. Dazu muss jedes Jahr um Förderungen angesucht werden.
Für Siedlungsbetreuung und Gemeinwesenarbeit ist grundsätzlich das Wohnungsamt zuständig.
Die Grätzelinitiative hat außerdem Sponsoren, wie etwa den Bezirksrat. Das Abendessen im Büro der Nachbarschaften wird vom Umweltamt und vom Gesundheitsamt finanziell unterstützt.
Was das Organisatorische betrifft, werden die Initiativen von ihren Trägervereinen unterstützt: Für Das Büro der Nachbarschaften ist es das Stadtlabor, für die Stadtteilarbeit WIKI.
Das Um und Auf ist aber die Unterstützung durch engagierte großteils ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aus der Nachbarschaft.

Abschlussworkshop

Beim Abschlussworkshop mit Vertreterinnen und Vertreter „unserer“ Nachbarschaftsinitiativen haben wir nochmals über die Themen Motivation und Motive gesprochen. Dabei sind weitere interessante Aspekte genannt worden. So kann eine Nachbarschaftsinitiative ein Rahmen sein, um Verschiedenes auszuprobieren und eigene Ideen umzusetzen. Für viele Menschen, die mitmachen, liegt ihre Motivation auch darin begründet, dass sie Verantwortung übernehmen, selbstständig etwas tun und etwas beitragen wollen. Damit die Motivation langfristig erhalten bleibt, sind Menschen wichtig, die den Überblick bewahren und sich darum kümmern, dass sich niemand übernimmt und dass die Beteiligten dennoch selbst Verantwortung übernehmen.
Ohne den politischen Willen, also etwa ohne Förderungen, wäre es sehr schwierig, Nachbarschaftsinitiativen ins Leben zu rufen und fortzuführen. Doch da solche Initiativen zu einem konfliktfreien Zusammenleben beitragen, gibt es auch für die öffentliche Verwaltung Motive, Nachbarschaftsinitiativen zu unterstützen.final_blogpost